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Meine Flüchtlingsschwestern
Hallo, ich heiße Irina und bin vierzehn Jahre alt. Ich will euch meine Geschichte und meine Erfahrungen über die Aufnahme von zwei Flüchtlingsmädchen teilen.
Aber fangen wir mal von vorne an. Alles begann, als ich sechs Jahr alt war. Mein Bruder war an dem Zeitpunkt 7, vielleicht fast 8. Wir sind schließlich nur 16 Monate auseinander. Ich verstand mich gut mit ihm, im Gegensatz zu heute... Wir haben uns natürlich hin und wieder gestritten, aber das ist eben normal. Trotz meinem guten Verhältnis zu meinem Bruder, habe ich mir eine Schwester, ob klein oder groß, sehr gewünscht! Ich würde mit ihr mit dem Puppenhaus spielen und mich endlich nur zwischen Schwestern unterhalten können. Sowas konnte ich mit meinem Bruder leider nicht, da er nie mit mir und meinen Puppen spielen wollte.
Meine Eltern haben es mit der Zeit und der Arbeit nicht geschafft, den Haushalt allein aufrecht zu halten. Sie haben uns Kinder auch dazu motiviert ihnen zu helfen, doch trotzdem ging es nicht auf. Deswegen haben sie entschlossen eine Hausfrau einzustellen. Sie war auch unsere erste Hausfrau. Ich möchte keine richtigen Namen erwähnen, deswegen benutze ich Pseudonyme. Die Hausfrau werde ich Marie nennen. Marie wurde bei uns eingestellt. Sie kam aus Albanien und hatte drei Kinder, die ich später kennengelernt habe. Vielleicht hatte sie noch andere Kinder, von denen ich nichts wusste, aber die sind für den Inhalt nicht relevant. Auf jeden Fall hat sie uns eben mit dem Haushalt geholfen und ist deswegen recht regelmäßig gekommen. Meine Eltern, speziell meine Mutter, hatten ein sehr gutes Verhältnis zu Marie und sie hat uns viel über ihr Leben mit ihrer Familie erzählt. Da sie Hausfrau war, hat sie natürlich nicht sonderlich viel verdient (obwohl meine Eltern ihr versucht haben ein bisschen mehr zu geben, als sie sonst verdienen würde, war ihre Situation nicht ideal). Mit der Zeit haben wir als kleine vierer-Familie gemerkt, dass wir Marie mehr helfen müssen, als ihr nur mehr Gehalt zu geben.
Wir haben lange Zeit nachgedacht und haben uns schlussendlich doch dafür entschieden; wir wollten Maries beide Töchter bei uns aufnehmen (zumindest so lange, bis es ihr Finanziell besser gehen würde)! Ich war überglücklich, als jeder mit der Aufnahme einverstanden war, denn ich konnte mir nicht vorstellen, endlich zwei “Schwestern” zu haben! Sie waren zwar älter als ich, aber das stellte mir kein großes Problem dar. Die älteste war nach meinen Erinnerungen, fünfzehn und die andere elf. Ich werde sie Amelia (11) und Ariana (15) nennen. Sie könnten mir jede Menge Tipps fürs Leben geben oder einfach mit mir spielen. Es war, als wäre ein Traum von mir in Erfüllung gegangen!
Marie hatte ein kleines Haus in einem Dorf, das an unserem Dorf sehr nahegelegen war, deswegen konnten wir ihr Dorf durch einen Waldweg erreichen. Am Ende des Weges, befand sich ein kleiner Spielplatz, den wir als Treffpunkt für unser Kennenlernen mit den Mädchen festhielten. Wir hatten uns also dorthin begeben und lernten uns alle näher kennen, unteranderem auch, indem mein Bruder und ich mit den Mädchen auf den Spielgeräten spielten. Ich konnte es kaum erwarten und wurde von Tag zu Tag aufgeregter, bis der großer Tag endlich gekommen war; Amelia und Ariana sind endlich bei uns eingezogen! Um nochmal genauer zu sein, sind sie für eine Zeit bei uns eingezogen, weil Marie (also ihre Mutter) es nicht mehr finanziell geschafft hat, ihre ganze Familie mit ihrem Gehalt zu ernähren.
Einige Zeit nach dem Einzug, hatte ich schon das Gefühl, dass die Mädchen schon etwas länger bei uns wohnten und dass sie wirklich meine Schwestern waren. Ich habe mich so gut mit ihnen verstanden, und dies sogar mein Bruder! Wir waren ab dem Zeitpunkt vier Kinder und verstanden uns alle erstaunlicherweise gut, meine Eltern hatten nämlich einen kleinen Zweifel, das dies zu viel für sie werden würde, doch wie gesagt, lief alles ganz gut.
Meine Eltern sind sehr oft nach der Schule mit mir und meinem Bruder in den nahegelegenen Park gegangen, wir mochten das nämlich sehr. Natürlich sind wir auch mit Amelia und Ariana in den Park gegangen und wir hatten solchen Spaß! Ich kann es nicht ganz bestätigen, aber ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass wir seit der Aufnahme der Mädchen, etwas mehr Kleine oder auch größere Familienausflüge gemacht haben. Was eine positiv auffallende Sache ist. Denn man kann es schon verstehen, vier Kinder brauchen mehr Ausdauer und dürfen nicht immer alle zuhause hocken, das ist wohl jedem klar. Obwohl ich der Amelia ein klein wenig näher wegen unserem Alter war, wusste ich Arianas Talent für Flechtfrisuren immer zu schätzen! Ich wollte immer unbedingt diese “Boxer braids” geflochten bekommen, aber da meine Mutter und ich nur normale Zöpfe flechten konnten (und können), hat Ariana mir meine gewünschten “Boxer braids” und noch andere Frisuren geflochten. Ich war darüber sehr glücklich und dankbar!
Marie war auch sehr dankbar darüber, dass wir ihre Töchter gut aufgenommen hatten, damit sie zwischenzeitlich mehr Geld für sich und ihre Familie gewinnen konnte, ohne dass es zu Knappheit führen würde.
Ich kann mich noch erinnern, als Amelia und Ariana mit ihren Eltern nach Albanien in den “Urlaub”, also ihre restliche Familie besuchen waren. Sie waren ungefähr eine gute Woche weg und in der Zeit habe ich mich so gelangweilt und mich sehr nach ihrer Rückkehr gesehnt! Als wir sie am Bahnhof erwartet haben, um sie bei uns nach Hause zu fahren, war ich so sehr aufgeregt! Als ich sie kommen sah, bin ich voller Freude auf sie zugelaufen und habe sie festgedrückt. In der ganzen Zeit, wo sie bei uns gewohnt haben, habe ich wahrscheinlich eine Verbundenheit mit ihnen aufgebaut, die es dazu führen ließ, dass sie mir so wichtig schienen, als wären sie meine biologischen Schwestern.
Leider wohnten sie nur ein Jahr bei uns, bis sie mit ihrer restlichen Familie hier in Luxemburg, wieder zurück nach Albanien geflogen sind, um dort bei ihren anderen Familienmitgliedern zu wohnen. Es kann auch sein, dass sie sich dort ein anderes Haus gekauft haben, weil es für sie billiger war, ich weiß es nicht so richtig.
Ich weiß nur wie großartig diese Zeit mit ihnen für mich war, denn jetzt weiß ich auch wie großartig es ist, eine oder mehrere Schwestern zu haben. Es ist einfach anders als ein Bruder, auch wenn dieser nett zu dir sein mag. Ich weiß jetzt auch dass die Leute, die eine Schwester haben, sie schätzen sollen, weil dies einfach nur ein anderes Gefühl von Geschwisterliebe gibt. Allerdings will ich damit nicht sagen, dass Brüder schlecht und Böse sind, überhaupt nicht!
Ich habe schon erwähnt, dass ich mich früher ganz gut mit meinem Bruder verstanden habe, im Gegensatz zu Heute. Die Pubertät macht alles sehr kompliziert und für jede Kleinigkeit bricht bei uns Streit aus... Wir mögen nicht die gleichen Sachen und so ist es auch schwieriger für uns, uns auf etwas zu einigen, wenn wir mal etwas zusammen machen wollen (zum Beispiel ein Spiel spielen), von den sehr seltenen Malen wo wir überhaupt etwas zusammen unternehmen wollen. Also wie man merkt, ist es sehr kompliziert und ich befürchte dies wird noch ein paar Jahre so bleiben...
Natürlich streiten Schwestern sich auch und die Pubertät ist bei ihnen auch nicht einfach, denn sie sind sich auch nicht immer einig aber Schwestern sind dann doch eher auf einer Wellenlänge. Ich will jetzt kein genaues Beispiel geben, weil es vielleicht zu stereotypisch sein könnte, wie “ jedes Mädchen mag nur Puppen und Schminke” und so weiter... Ich hoffe man versteht, was ich meine, ich spreche eben aus meiner Sichtweise des Ganzen und aus meinen gesammelten Erfahrungen.