“Komm schon! Wir kommen noch zu spät”, rief mein bester Freund mir zu. Wir waren auf dem Weg zur Schule wie jeden Morgen. Mein letzter Traum war schön gewesen. Ich saß auf einem Boot mitten im Meer und am Himmel war ein wunderschöner Regenbogen. Fliegende Fische schwammen rundherum mein Boot und ich dachte über den Lebenssinn nach. Gerade hatte ich einen Regenbogen gesehen. Da musste ich daran denken. Auf den Bäumen zwitscherten Vögel und ein Schmetterling flog an mir vorbei... “Juleeee! Du bist wieder in den Wolken.”
Auf dem Nachhauseweg gehen wir durch den Wald neben der Schule. Es ist alles so wunderschön und grün. Der Wald sieht so bezaubernd aus. Ich sehe einen Apfelbaum voller roter Äpfel. “Wow, diese Äpfel sehen so saftig aus! Ich nehm mir einen”, sagte ich hungrig. Wir setzen uns hin und fangen an zu essen. Plötzlich ist etwas Hartes in meinem Apfel. Ich schaue hinein und nehme es heraus. Das habe ich noch nie gesehen. Ein klitzekleiner, goldener Schlüssel. Und zwar in einem Apfel. Ich hatte das Ding fast verschluckt. “Träume ich gerade?? Herrje”, denke ich und kneife mich. Was der wohl öffnen kann? Auf einmal sehe ich etwas auf dem Schlüssel. Eine Schrift. Ich rufe meinem besten Freund, der den Schlüssel mittlerweile schon gesehen hat, zu: “Hey! Hier steht was. Lies mal!” Darauf steht:
Willkommen im Nebelwald-oder nicht
“Oder nicht?? Okay...”, sage ich verwirrt.
“Nebelwald?! Kennst du die Geschichte vom Nebelwald? Es ist ein Wald hier im Land den die Bewohner des Waldes so nennen, obwohl da gar kein Nebel ist - weil sie ihn unheimlich und geheimnisvoll finden. Denn es scheint, dass merkwürdige Dinge mit denjenigen passieren, die diesen Wald betreten haben... Stell dir vor, in diesem Wald befinden wir uns gerade! Das ist lustig”, erzählt Paul. Denn so heißt der Bursche. “Also ich finde das nicht so lustig... Eher unheimlich. Wir sollten lieber schnell raus hier”, meine ich besorgt.
“Ach bitte, das ist doch halb so schlimm. Wie du magst. Aber ich werde wiederkommen”, bestimmt er und wir gehen raus aus dem Wald.
Heute ist Samstag und Paul sagt er wolle wieder zurück zum Wald. Ich gehe einfach mit, denn ich habe nichts anderes zu tun.
Dieser Wald ist verstörend und ich fühle mich nicht wohl. Wir spazieren und gehen immer tiefer in den Wald. Es wird immer später. Irgendwann hört der Weg plötzlich auf. Da steht ein Brunnen aus grauem Stein und Holz. Ich schaue hinein und bemerke, dass er sehr tief ist. Auf einmal sehe ich neben dem Brunnen auf dem Boden, ein dunkelblaues Buch.
“Wir haben es gefunden! Wir haben es gefunden!”, jubelt Paul ganz fröhlich. Das Buch hat weder einen Autor noch einen Titel. Er öffnet es und die erste Seite schon ist komisch. Da steht:
Ihr solltet dieses Buch nicht lesen. Nicht anfassen. Sonst wird was passieren. Passt auf. Ich bin da. Vor euch.
Ich erschrecke und blicke auf. Da ist nichts. Was soll denn auch da sein? Paul sagt ganz chill: “Ach, das ist doch so ein Blödsinn. Wer würde so was denn glauben? Hast du etwa Angst? Haha” Aber ich sehe, dass auch er Angst hat.
Wir gehen wieder zurück. Auf einmal höre ich Geschreie. Es klingt wie in Horrorfilmen, wenn irgendeine Kreatur schreit, um einen anzulocken. Im Himmel fliegen einige Raben fort. Wovor sie wohl fortfliegen? Es wird sehr kalt und wir finden den Weg zurück nicht. Ich bekomme Panik und stelle fest, wir sind verloren. Und zwar in diesem Wald. “Was sollen wir nur tun? Und warum willst du eigentlich dieses bescheuerte Buch behalten? Du solltest es hierlassen! Der ist verflucht. Wir müssen so schnell wie möglich hier raus”, sage ich ihm. Er fällt und das Buch landet geöffnet auf dem Boden. Da steht:
Zu spät! Ihr kommt hier nicht mehr raus! Hahaha
“Was ist das denn??”, frage ich mich. Paul schaut auf die erste Seite des Buches und da ist einfach nichts mehr. Der Text von vorher ist verschwunden. Plötzlich kann man auf der ersten Seite lesen:
Letzte Warnung! Lass dieses Buch hier! Oder es wird etwas mit dir passieren...
Ich sage: “Siehst du! Lass es einfach liegen. Fass es nicht mehr an.” Paul will es einfach nicht auf dem Boden liegen lassen. Er sagt: “Es ist meins! Hörst du!”, und hebt es wieder auf. Ich höre wieder das Geschreie von vorher. Auf einmal passiert es. Es ist so schrecklich, ich kann es nicht beschreiben. Ich bin geschockt. Ich renne fort voller Angst und drehe mich nicht um. Wie aus dem Nichts stehe ich vor dem Brunnen. Ich schaue hinein und sehe Pauls Gesicht.